Freibad am Fredersdorfer Mühlenfließ
 


Bauarbeiten im Frühjahr 1926

Foto aus dem Archiv von Herrn Hans Keller

Im Frühjahr 1926 begannen die Bauarbeiten für ein Freibad auf dem Gebiet der Gemeinde Petershagen an der Grenze zu Fredersdorf direkt am Mühlenfließ. Im Hintergrund sieht man die Fredersdorfer Gaststätte "Zur letzten Minute" und das Haus Ringstraße 34. Trotz der aus heutiger Sicht einfachen Technik wurde die Anlage in nur einem viertel Jahr fertig gestellt. 8000 Kubikmeter Erde wurden bewegt, eine Badeanstalt mit 100 m Länge, 28 m Breite und einer durchschnittlichen Tiefe von 2 m entstand (unter dem Sprungturm waren es sogar 4 m). Mit dem Beginn der Bauarbeiten hatte sich der "Turn- und Schwimm-Klub 1926, Petershagen" gegründet, in dem man die damals noch seltene Kunst des Schwimmens erlernen konnte - vorerst allerdings nur auf dem Trockenen

 

Badebetrieb etwa 1928
Ansichtskarte überlassen von Herrn Willi Kohn, Petershagen

Am 15. Mai 1926 wurde die Badeanstalt eröffnet und von da an war sie beliebt bei Alt und Jung. Bis zu 2000 Badegäste konnten hier Platz finden, es gab einen Sprungturm mit 5 Brettern und eine Rutschbahn. Verbrauchtes Wasser wurde bei Bedarf mittels Schiebern durch frisches aus dem Fließ ersetzt. Längst der Straße waren die Umkleideräume mit 100 Schränken und 55 Einzelkabinen. Endlich konnten die Mitglieder des Schwimm-Klubs ihre im Trockenkurs erworbenen Kenntnisse anwenden. Der Eintritt betrug 1926 für Erwachsene 20 Pf, für Kinder die Hälfte. 1928 wurde dann auch noch ein Cafè auf dem Gelände eröffnet. Wegen "personeller Schwierigkeiten" wurde die Badeanstalt ab 1942 dann für die Öffentlichkeit geschlossen; Ausnahmen wurden nur für Turnvereine und den schulischen Schwimmunterricht genehmigt.

 

.Was blieb davon?
Foto: Manfred Jagnow 2006

Nach Kriegsende wurde wieder gebadet, besonders die Petershagener und Fredersdorfer Kinder tummelten sich hier noch bis in die 60er Jahre. Irgendwann standen plötzlich Schilder mit "Baden verboten" da. Das Gebäude des Cafès diente nach dem Krieg als Seuchenstation und später noch eine Zeit lang als Kindergarten bis es abgerissen wurde. Die Unkleidekabinen und der Zaun waren schon während der kalten Nachkriegswinter in den Öfen der Einwohner gelandet. Heute ist nicht mehr viel zu sehen von der einstigen Pracht. Die Liegewiese ist durch Wildwuchs zugewuchert. Bis vor kurzem war die ehemalige Badeanstalt ein verlandeter Tümpel, der von Wildenten, Blesshühnern und Fischreihern erobert worden war. Mit Fördermitteln und Geldern der Gemeinde Petershagen-Eggersdorf wurde Ende 2006 der Schlick ausgebaggert, um so die Wasserfläche zu renaturieren. An eine Wiederherstellung der Badeanstalt ist jedoch nicht gedacht.

 

Zurück zur Natur
Foto: Manfred Jagnow 2008

 

 

Home | Kontakt | Impressum
Manfred Jagnow